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  • Prothesen für Finger, Hand & Arm
    FIRST Prothese
Was ist eine FIRST Prothese?

Die FIRST Prothese ist eine Armprothese für Kleinkinder mit verschiedenen Wechsel-Aufsätzen.

Icon Passive Handprothese | © Pohlig GmbH
Hand- und Armfehlbildung

Dein Kind wurde ohne Hand geboren? Wir erklären dir, welche Möglichkeiten bestehen.

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Kind mit Handfehlbildung (Dysmelie) | © Pohlig GmbH

Ist eine Armprothese für mein Kind sinnvoll?

Für werdende Eltern ist die Diagnose Dysmelie (Fehlbildung) erst einmal ein Schock. Ihr Kind soll ohne Hand oder Arm auf die Welt kommen? Wie kann es jemals sein Leben selbstbewusst und eigenständig bestreiten? Viele Mütter und Väter sind mit dieser Situation verständlicherweise überfordert. Verliert das eigene Kind aufgrund eines Unfalls seine Hand oder Teile des Armes, stellen sich ähnliche Fragen. Hinzu kommt die schwierige Entscheidung, ob eine Armprothese die richtige Lösung für das Kind ist – und falls ja: ab welchem Alter macht eine individuelle Prothesenversorgung überhaupt Sinn?

In dieser herausfordernden Zeit stehen wir dir zur Seite und beraten dich ausführlich über die Möglichkeiten einer Hilfsmittelversorgung. Dabei berücksichtigen wir insbesondere die individuellen Anforderungen - denn eine Versorgung ist letzten Endes nur dann sinnvoll, wenn sie mehr Vor- als Nachteile für das Kind bietet.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Die frühkindliche Prothesenversorgung

Ess-Hilfe für Kinder mit Handfehlbildung | © Pohlig GmbH

Im Gegensatz zu Patienten, die im Jugend- oder Erwachsenenalter amputiert werden, fehlt Kindern, die mit einer Dysmelie auf die Welt kommen, in ihrem Körperbild zunächst einmal nichts. Mit ihren zwei unterschiedlich ausgebildeten Händen fühlen sie sich als ganze Person mit einem intakten Körperschema. Häufig entwickeln die Kinder eine erstaun­liche Geschicklichkeit und Sensibilität, was das Hantieren mit ihren fehlgebildeten Händen oder Armen betrifft. Der Wunsch nach einer zweiten Hand wird normalerweise erst dann geäußert, wenn das Kind erkennt, dass es aufgrund seiner Fehlbildung Nachteile hat bzw. alltägliche Aktivitäten nicht oder nur erschwert durchführen kann.

Im interdisziplinären Dialog mit Ärzten, Therapeuten und Eltern kam immer wieder die Frage nach einer Prothesenversorgung auf, mit der Kleinkinder frühzeitig lernen können, beide Hände funktionell einzusetzen. Außerdem äußerten viele Eltern den Wunsch, dass sich ihr Kind so früh wie möglich an eine Prothese gewöhnen sollte, um späteren Schwierigkeiten bezüglich der Akzeptanz von Hilfsmitteln vorzubeugen. In der Vergangenheit wurde deshalb die sogenannte Patschhand-Versorgung ab einem Alter von 12 Monaten angeboten. Dieses passive Hilfsmittel hatte jedoch bis auf einen Längenausgleich sowie eine Unterstützung beim Abstützen oder Fixieren von Gegenständen einen geringen Alltagsnutzen. Aus diesem Grund lehnten viele Kleinkinder diese Prothese ab.

Um Kindern mit Dysmelie wirkliche Vorteile bieten zu können, fokussierten wir uns deshalb auf Alltags-Hilfen. Dabei handelt es sich um funktionale Werkzeuge, die auf den Entwicklungsstand des Kindes abgestimmt sind und eine gewünschte Alltagsfunktion, wie z.B. essen,  musizieren oder malen, möglich machen. Den individuellen Bedürfnissen entspre­chend können wir grundsätzlich jede denkbare Hilfe bauen – von der Geigen-Hilfe über Schwimm-Hilfen bis hin zur Basketball-Hilfe.

Kind mit myoelektrischer Armprothese | © Pohlig GmbH

Zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr bieten wir Kindern mit Dysmelie oder Amputation die Versorgung mit einer myoelektrischen Armprothese an. Weil die elektronische Hand über die Muskeln gesteuert wird, stellt diese Art von Prothesen die Kinder vor neue Herausforderungen. Hinzu kommt das ungewohnt höhere Gewicht des Hilfsmittels. Die Koordination und Ansteuerung der Prothese muss vor allem bei der Erstversorgung über einen längeren Zeitraum erlernt und kontinuierlich trainiert werden.

Vor diesem Hintergrund haben wir ein Prothesensystem entwickelt, das die Kinder auf eine Versorgung mit einer myoelektrischen Prothese vorbereiten soll: die FIRST Prothese. Die Buchstaben „FIRST“ stehen – neben der englischen Bedeutung für die „erste“ Prothese – für die

Frühkindliche

Integrative

Rehabilitative und

Situationsorientierte

Trainingsprothese.

Mit der FIRST Prothese sollen amputierte Kinder oder Kinder mit angeborenen Hand- und Armfehlbildungen Schritt für Schritt an spätere, komplexere Prothesenversorgungen herangeführt werden.

Neues Prothesensystem für Kleinkinder

Mit der FIRST Prothese die Welt begreifen

Seit Jahrzehnten behandeln wir sehr erfolgreich Kinder und Jugendliche mit angeborenen Finger-, Hand- und Armfehlbildungen sowie traumatischem Hand- oder Armverlust (Amputation). Der frühkindlichen Versorgung widmen wir seit einiger Zeit besondere Aufmerksamkeit. Als Experten auf dem Gebiet der Armprothetik sehen wir es als unsere Aufgabe an, die Vor- und Nachteile einer frühzeitigen Armprothesenversorgung bei Kleinkindern zu untersuchen und die Eingewöhnung an eine neue Prothese eng zu begleiten. Unserem Team, bestehend aus erfahrenen Orthopädietechniker-Meister/innen und Physiotherapeut/innen, ist es gelungen, auf der Basis vieler, über die Jahre hinweg gewonnener Erkenntnisse ein Prothesensystem zu entwickeln, das bereits ab dem Kleinkindalter eingesetzt werden kann. Zahlreiche zufriedene Eltern geben uns die Rückmeldung, dass die FIRST Prothese eine hervorragende Unterstützung im täglichen Leben ihres Kleinkindes bietet.

Kinder wollen spielen, toben und sich bewegen. Sie möchten basteln, bauen und die Welt im wahrsten Sinn des Wortes begreifen. Mit der FIRST Prothese wollen wir Kindern mit Armfehlbildungen oder Amputation am Arm eine Teilhabe am kindgerechten Alltag ermöglichen, ihnen Ängste nehmen und die Möglichkeit bieten, die Welt beidhändig zu entdecken. Kurzum: Wir wollen den Kindern die bestmögliche Unterstützung für eine erfolgreiche Gestaltung ihrer Zukunft geben.

Mädchen spielt mit Ball und trägt dabei den Tennisschlägeraufsatz auf ihrer FIRST Prothese
Mädchen spielt mit ihrer FIRST Prothese und grünem Sand | © Pohlig GmbH

Je nach kognitiver Entwicklung eignet sich eine Erstversorgung mit der FIRST Prothese ab einem Alter von 14 Monaten. Das innovative System, das sich den individuellen Bedürfnissen des Kindes in den unterschiedlichen Altersstufen anpasst, besteht aus verschiedenen Komponenten, die wir je nach Anforderung des Kindes zusammenstellen. Das Ergebnis ist eine für Kinder leicht zu handhabende, alltagstaugliche und vor allem mit ihren verschiedenen Aufsätzen sehr abwechslungsreiche Armprothese.

Der 3-jährige Karlos hat eine transversale Dysmelie an beiden Armen. Mit seiner FIRST Prothese kann er viele Dinge besser greifen - zum Beispiel einen Malstift oder die Angel. Da macht das Spielen gleich noch mehr Spaß!

Jonas ist eineinhalb Jahre alt. Wegen seiner Dysmelie (transversaler Reduktionsdefekt) fehlen ihm zwei Drittel des rechten Unterarms. Jonas wurde schon sehr früh mit einer Patschhand und einer Krabbel-Hilfe versorgt. Seine Mama und sein Papa legten von Anfang an viel Wert darauf, dass Jonas seine Hilfsmittel konsequent trägt. Weil sie sich für ihr Kind allerdings mehr Funktion wünschen, soll Jonas nun eine FIRST Prothese bekommen. Jonas ist das Tragen eines Hilfsmittel gewohnt und akzeptiert deshalb seine neue Prothese sehr schnell. Er trägt sie sogar gerne und geht nicht mehr ohne sie aus dem Haus.

Während des Prothesentrainings mit unserer Physiotherapeutin Petra übt Jonas spielerisch den Umgang mit der FIRST Prothese. Dabei lernt er unter anderem, wie man die unterschiedlichen Aufsätze wechselt, wie man den Greifer öffnet und schließt, und wie man mit beiden Händen einen Trinkbecher hält.

FIRST Prothese: Gegenstände greifen mit spezieller Armprothese für Kinder | © Pohlig GmbH
Wechselaufsätze der FIRST Prothese für Kleinkinder | © Pohlig GmbH

Therapieziele

Warum eine Prothese im Kleinkindalter?

Für die Entwicklung und die Gesundheit des Kindes ist es wichtig, die Welt von Anfang an möglichst eigenständig erkunden und begreifen zu können. Dieser und die nachfolgenden Gründe sprechen für eine Armprothesenversorgung bereits ab dem Kleinkindalter:

  • Das Ausüben beidhändiger Tätigkeiten fördert eine gesunde motorische und geistige Entwicklung
  • Eine frühe Prothesenversorgung kann sich positiv auf Kraft, Beweglichkeit und Körpersymmetrie auswirken:
    • die betroffene Seite erhält durch die Prothese einen Längenausgleich
    • die Prothesenhand trägt zu einem ausgeglichenen Körperbild bei und kann besser ins Körperschema des Kindes integriert werden
    • die Hand-Hand-, Hand-Augen- und Hand-Mund-Koordination wird gefördert
    • einige Kompensationsbewegungen können verringert werden
  • Durch die frühe Versorgung wird das Kind spielerisch an das Tragen und die Funktion einer Armprothese gewöhnt
  • Die motorische Geschicklichkeit des Kindes wird durch den spielerischen Umgang mit der Prothese trainiert
  • Ziel der Prothesenversorgung ist es, einer möglichen Über­las­tung entgegenzuwirken, die durch eine Überbeanspruchung der Gegenseite hervorgerufen werden kann
  • Die FIRST Prothese soll den Weg zu einem dauerhaften Protheseneinsatz vorbereiten
Die FIRST Prothese ermöglicht beidhändiges Spielen | © Pohlig GmbH

Hailey zeigt wie's geht

Kinderleicht bedienbare Prothese

Die 2,5-jährige Hailey hat eine Dysmelie am linken Arm, das heißt ihr fehlt die Handfläche und die Finger. Hailey hat schon einige Armprothesen ausprobiert und ist nun von der FIRST Prothese begeistert. Die FIRST Prothese überzeugt mit ihrer einfachen Handhabung mit ihrem Silikonschaft und mit ihren vielfältigen Möglichkeiten, die die verschiedenen wechselbaren Module ermöglichen. Die Prothese ist sogar so einfach anzuziehen, dass Hailey sie eigenständig ohne Hilfe nutzen kann, wann immer sie will.

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Die Aktivität im Fokus

Bestandteile der FIRST Prothese

Wir haben die FIRST Prothese, ein speziell für Kleinkinder gefertigtes Armprothesensystem, mit größter Sorgfalt entwickelt. Sie besteht aus einem individuell an den Arm(stumpf) angepassten Schaft, der für ein angenehmes Tragegefühl sorgt, und verschiedenen Aufsätzen, die je nach Alltagssituation schnell und unkompliziert ausgewechselt werden können.

Dem Schaft kommt eine zentrale Rolle zu, da er als direktes Bindeglied zwischen Kind und Prothesensystem fungiert. Um das Tragen der Prothese so angenehm wie möglich zu gestalten, fertigen wir den Innenschaft aus einem flexiblen, hautfreundlichen Material (thermoplastischer Kunststoff oder Silikon). Der Innenschaft besitzt sehr gute Hafteigenschaften und ist angenehm auf der Haut zu tragen. Sowohl der 3D-gedruckte Außenschaft als auch der Innenschaft sind zudem leicht zu säubern.

Am Schaftende ist ein universelles Adaptionssystem mit Bajonett-Verschlusstechnik integriert, das unterschiedliche Funktionseinheiten wie Hand, Greifer, Schaufel, Hammer, Walze, Besteckadapter etc. aufnehmen kann. Ob im Sandkasten, beim Malen, Basteln oder Essen: das Kleinkind kann seine Umgebung dank der verschiedenen Aufsätze unbeschwert erkunden.

 

An den Prothesenschaft können verschiedene Werkzeuge angebracht werden | © Pohlig GmbH
FIRST Prothese mit Schaufel-Aufsatz | © Pohlig GmbH

Auf spielerische Weise kann die FIRST Prothese nach den eigenen Wünschen gestaltet und altersbezogen durch diverse Funktionseinheiten erweitert werden. Dabei ist es uns ein Anliegen, dass das Wechseln der „Werkzeuge“ durch einfaches Aufstecken vom Kind selbst vorgenommen werden kann.

Mit der FIRST Prothese bieten wir ein hochfunktionales Hilfsmittel für Kleinkinder an, das optisch kindgerecht gestaltet ist. Eine große Auswahl an Farben und Verzierungen fördert die Akzeptanz der Prothese und macht Lust, sie im Alltag einzusetzen. Um den Tragekomfort so angenehm wie möglich zu gestalten und ein geringes Gewicht zu erreichen, entstehen die meisten Bestandteile der Armprothese im 3D-Drucker.

Das Besondere an der FIRST Prothese: ihre vielen verschiedenen Aufsätze, die kinderleicht gewechselt werden können.

 

Übung macht den Meister

5 Trainingsphasen mit der FIRST Prothese

Das Training mit der FIRST Prothese kann in fünf Phasen unterteilt werden:

Zunächst muss sich das Kind erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Sowohl das Gewicht als auch die Länge des Armes verändern sich durch die Prothese. Um sich nach und nach mit der Prothese anzufreunden, ist es sinnvoll, die Tragedauer langsam zu erhöhen. Bleiben Sie mit dem Therapeuten Ihres Kindes im Gespräch und vereinbaren Sie mit ihm oder ihr die nächsten Schritte.

Sobald sich das Kind an seine neue Prothese gewöhnt hat, beginnt die Entdeckungsphase. Es probiert eigenständig die unterschiedlichen Werkzeuge zu nutzen und begreift, was es mit seinem Hilfsmittel alles erreichen kann. Der Therapeut bzw. die Therapeutin unterstützen das Kind dabei, beidhändige Bewegungen bewusst zu steuern und die künstliche Hand gezielt einzusetzen.

Beim Spielen lernt das Kind immer mehr Kontrolle über seine Armprothese zu gewinnen. Sobald das Kind merkt, welche neuen Möglichkeiten sich durch die Prothese eröffnen, steigen die Akzeptanz und die Motivation. Ziel ist es, dass sich beide Hände – die natürliche und die Prothesenhand – beim Spielen optimal unterstützen.

Tipp: Das Kind sollte seine Prothesenhand vorwiegend als „unterstützende Hand“ verwenden. Während die gesunde Hand v.a. das Greifen übernimmt, wird die Prothesenhand für das Halten von Gegenständen eingesetzt.

 

Durch den vermehrten Einsatz der Prothese automatisiert sich der Bewegungsradius des Kindes und die Prothese wird ins Körperbild integriert. Das Kind akzeptiert seine Prothese und verwendet sie im Alltag ohne darüber nachzudenken. Ein gutes Zeichen, an dem man erkennt, dass das Kind seine Prothese erfolgreich ins Körperschema integriert hat, ist z.B., wenn es beim Spielen beide Hände mittig vor dem Körper verwendet.

Hat sich das Kind an seine FIRST Prothese gewöhnt, lässt sich – je nach Stumpflänge – das Gewicht der Prothese steigern. Dieses Vorgehen soll den Übergang zur myoelektrischen Prothese erleichtern.

Fachartikel

FIRST – eine neuartige Konzeptprothese für die frühe Versorgung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen an den oberen Extremitäten

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Autoren: M. Schäfer, T. Wetzelsperger, S. Kunz,
E. Laassidi, M. Hehmann, K. Laassidi
Quelle: ORTHOPÄDIE-TECHNIK 05/24, Verlag Orthopädie-Technik Dortmund

Hintergrund aus Papier | © Pohlig GmbH
Versorgungsablauf

Wir geben dir einen Überblick über den typischen Ablauf einer Prothesenversorgung bei POHLIG.

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