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  • Mädchen mit Hüftdysplasie | © Pohlig GmbH
    Krankheitsbild
    Hüftdysplasie

Definition

Was ist eine Hüftdysplasie?

Das Hüftgelenk verbindet das Becken mit dem Oberschenkel. Weil der Hüftgelenkskopf, der sich am oberen Ende des Oberschenkelknochens befindet, eine runde Form hat und zu mehr als 50% von der Hüftpfanne umgeben ist, handelt es sich um ein sogenanntes Nussgelenk (eine Sonderform des Kugelgelenks).

Als Hüftdysplasie bezeichnet man eine angeborene oder erworbene Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne. Die Pfanne ist in diesem Fall nicht groß bzw. tief genug, um den Hüftkopf gut zu fassen. Dadurch liegt der Hüftgelenkskopf nicht mehr stabil in der Hüftgelenkpfanne. In schweren Fällen kann so der Kopf des Oberschenkelknochens nicht mehr zentriert gehalten werden und gleitet nach oben aus der Pfanne (Hüftluxation). Es können sowohl beide als auch nur eine Seite der Hüfte betroffen sein. Zudem sind Mädchen deutlich häufiger betroffen als Jungen.

Bei der kindlichen Hüftdysplasie handelt es sich um eine angeborene Reifungsstörung des Hüftgelenks. Eine leichte Hüftdysplasie sorgt noch nicht zwingend für Beschwerden. Wird die Fehlstellung allerdings nicht rechtzeitig erkannt oder unzureichend behandelt, kann es zu einer dauerhaften Deformität des Kopfes sowie der Pfanne kommen, genauso wie zu einer Hüftluxation. Schmerzen, die durch eine Hüftluxation hervorgerufen werden, können bis zum Verlust der Steh- und Gehfähigkeit führen. Bei Patient:innen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, kann sich die Sitzfähigkeit einschränken. Außerdem besteht das Risiko, dass sich vorhandene Skoliosen, also seitliche Verkrümmungen der Wirbelsäule, verstärken.

Als Spätfolge einer Hüftdysplasie können Gelenkkrankheiten wie eine Hüftgelenksarthrose auftreten. Bei einer Arthrose verschleißt der Knorpel am Gelenk, was zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.

Orthopädietechnikerin überprüft Hüftdysplasie bei Kind | © Pohlig GmbH
Symbol Arzt | © Pohlig GmbH
Kinderklinik Aschau

Die orthopädische Kinderklink in Aschau ist eine der renommiertesten Fachkliniken Mitteleuropas für Kinderorthopädie.

Physiotherapie | © Pohlig GmbH
Physiotherapie

Unsere Physiotherapeuten begleiten die individuelle Hilfsmittelversorgung unserer kleinen und großen Patienten.

Ursachen

So kommt es zu einer Hüftdysplasie

Untersucht man mögliche Ursachen für eine Hüftdysplasie, stößt man auf verschiedene Gründe, die genetisch, hormonell und mechanisch bedingt sein können.

Zunächst einmal kann die Fehlstellung der Hüftgelenkpfanne vererbt sein. Das Risiko an einer Hüftdysplasie zu erkranken verzehnfacht sich, sobald ein Elternteil betroffen ist.

Des Weiteren kann das Schwangerschaftshormon Progesteron, das die Lockerung der Strukturen im Beckenring der Mutter bewirkt, vermutlich auch bei weiblichen Feten eine Lockerung der Hüftgelenkskapsel verursachen.

Weitere Ursachen für eine Hüftdysplasie können mechanischer Natur sein, z.B. im Falle eines Platz- oder Fruchtwassermangels im Mutterleib oder bei Steißlage des ungeborenen Kindes. Auch Mehrlingsschwangerschaften können eine Hüftdysplasie begünstigen.

Zuletzt besteht die Möglichkeit, dass bereits bestehende Fehlbildungen im Bereich der Wirbelsäule, der Beine und Füße sowie neurologische oder muskuläre Erkrankungen zu einer (sekundären) Hüftgelenksdysplasie führen.

Symptome

Woran erkennt man eine Hüftdysplasie?

Überprüfung einer Hüftdysplasie | © Pohlig GmbH

Grundsätzlich wird das Vorliegen einer Hüftdysplasie durch den Arzt oder die Ärztin per Ultraschalluntersuchung (Sonographie) im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen überprüft. Wenn du dir unsicher bist, kannst du deinen Arzt bzw. deine Ärztin darauf gerne ansprechen.

Ein Anzeichen für eine Hüftdysplasie, das du selbst überprüfen kannst, ist unter anderem die Beinlänge deines Babys. Ein Hinweis für eine angeborene Fehlbildung der Hüftgelenke ist eine unterschiedliche Länge der Beine. Lassen sich die Beine deines Babys nicht gleichmäßig weit zur Seite abspreizen oder befinden sich die Gesäßfalten auf einer unterschiedlichen Höhe, kann dies auf eine Hüftdysplasie hinweisen. Beim Gehen zeigt sich eine kindliche Hüftdysplasie häufig im Hinken oder Watschelgang.

Zum besseren Überblick hier die wesentlichen Symptome einer Hüftdysplasie:

  • Beinlängendifferenz
  • Abspreizbehinderung der Beine
  • Haltungsasymmetrie
  • Beckenhochstand auf der betroffenen Seite
  • ausgleichende Krümmung der Wirbelsäule zur Gegenseite
  • Schiefhalshaltung zur Gegenseite

Als Spätfolge einer Hüftdysplasie können Gelenkkrankheiten wie eine Hüftgelenksarthrose auftreten. Bei einer Arthrose verschleißt der Knorpel am Gelenk, was zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.

Infantile Zerebralparese (ICP)

Wie hängen ICP und Hüftdysplasie bzw. Hüftgelenksdezentrierung zusammen?

Im Gegensatz zu einer angeborenen Hüftdysplasie sind bei Patient:innen mit infantiler Zerebralparese (ICP) die Hüften bei der Geburt in der Regel unauffällig. Damit sich allerdings die Hüfte bei einem Kleinkind ungestört entwickeln kann, muss die Vertikalisation, also die Aufrichtung auf zwei Beine, zeit- und entwicklungsgerecht ablaufen. Gehen und Stehen spielen somit eine wichtige Rolle bei der Zentrierung des Hüftgelenks.

Eine Dezentrierung des Hüftgelenks entsteht bei ICP-Patient:innen v.a. durch:

  • einen erhöhten Muskeltonus
  • muskuläres Ungleichgewicht
  • Kontrakturen
  • das Wachstum
  • unzureichende Bewegungsvariationen
  • fehlende bzw. nicht altersgemäße Belastung

Deshalb sollte jede spastische Hüfte, die weder muskulär ausbalanciert ist noch entwicklungsgerecht belastet wird, als dysplasiegefährdet betrachtet und in regelmäßigen Abständen ärztlich kontrolliert werden.

Konservativ oder operativ?

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlungsmöglichkeiten einer Hüftdysplasie hängen vom Schweregrad der Fehlbildung ab. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen konservativen und operativen Behandlungen:

Icon Pohlig-Hüftabduktions-Orthese | © Pohlig GmbH
Konservative Behandlung

Unter einer konservativen Behandlung versteht man eine Therapie, bei der nicht in den Körper eingegriffen wird. Hierzu zählen u.a. Physiotherapie und orthopädietechnische Hilfsmittel wie z.B. Orthesen. Sowohl die Physiotherapie als auch die Orthopädie- und Reha-Technik verfügen über ein breites Spektrum, um die kindliche Hüftdysplasie begleitend zur ärztlichen Therapie zu behandeln.

 

Symbol Arzt | © Pohlig GmbH
Operative Behandlung

Wird eine Hüftdysplasie zu spät erkannt oder ist trotz konservativer Bemühungen keine zufriedenstellende Überdachung des Hüftkopfes erreicht worden, kann eine Hüftoperation erforderlich sein. Nach der Operation ist in der Regel eine Gips- oder Orthesenbehandlung notwendig. Auch Lagerungselemente können postoperativ in Frage kommen.

 

Hüftdysplasie bei Kindern mit ICP

Behandlung ohne Operation

Ein Hauptziel bei der konservativen Behandlung von Kindern mit ICP ist das Vorbeugen von Deformitäten am Gelenk und Hüftluxationen. Hierbei spielen verschiedene Therapieansätze eine Rolle, wie z.B. Lagerungsbehandlung mithilfe von Lagerungsorthesen oder Lagerungselementen, Physiotherapie und die Injektion von Botulinumtoxin (Botox).

Abspreizlagerung der Hüfte durch Pohlig-Hüftabduktionsorthese (PHAO) | © Pohlig GmbH
Orthesen & Lagerungselemente

Liegt eine milde Hüftdysplasie vor, reicht oftmals ein breites Wickeln des Kindes aus, da das Hüftgelenk im Kleinkindalter noch relativ formbar ist. Durch das breite Wickeln kann das Hüftgelenk in abgespreizter und hüftgebeugter Stellung gehalten werden - also in einer Position, in der das Hüftgelenk am besten nachreifen und sich der Hüftkopf tief in die Hüftpfanne einstellen kann.

Die Behandlung mit einer sogenannten Spreizhose, Abspreizschiene oder Lagerungsorthese wird bei mittelgradigen Hüftdysplasien durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Kinderklinik Aschau ist es uns gelungen, eine neuartige dynamische Abduktionsorthese für die Hüfte zu entwickeln. Die PHAO (Pohlig-Hüft-Abduktions-Orthese) hält die Hüften nachts in der medizinisch erforderlichen Abspreizstellung. Dabei schränkt sie die Beweglichkeit der Hüften und Kniegelenke nur so viel wie unbedingt nötig ein. Die PHAO ist mit einem freibeweglichen Kniegelenk versehen, das die Kniebeugung jederzeit zulässt. Über eine eigens entwickelte mehrgelenkige Mechanik bringt eine Gasdruckfeder die Hüftgelenke in die erforderliche abgespreizte Korrekturstellung. Bei auftretender Spastik oder beim eigenständigen Umdrehen des Kindes gibt die Feder nach und erlaubt ein kurzfristiges Adduzieren ( Beugen) der Beine. Entspannt die Muskulatur wieder, drückt die Gasdruckfeder die Beine wieder auseinander, womit die gewünschte Abspreizung in der Hüfte wieder erreicht wird.

Einen weiteren Baustein der konservativen Behandlung einer Hüftdysplasie bildet die Lagerungsbehandlung durch individuell gefertigte Lagerungselemente. Um Kinder mit einer Hüftdysplasie im Liegen optimal zu lagern, stellen wir individuelle Elemente her, die für Rücken‑, Seit- und Bauchlage angefertigt werden können. Wie bei der PHAO wird durch die Abduktion der Beine während des Liegens erreicht, dass die Hüftgelenke zentriert in der Pfanne eingestellt werden.

 

Physiotherapie bei Hüftdysplasie | © Pohlig GmbH
Physiotherapie

Neben der ärztlichen Behandlung empfiehlt es sich, das betroffene Kind physiotherapeutisch behandeln zu lassen. Mithilfe einer neurophysiologischen Behandlung (z.B. Bobath-Konzept, Vojta-Therapie) und diversen osteopathischen Techniken lassen sich Lage-Asymmetrien sowie das muskuläre Ungleichgewicht positiv beeinflussen. Bei einer Krankengymnastik auf neurophysiologischer Basis rücken u.a. die folgenden Maßnahmen in den Fokus:

  • Dehnung der verkürzten Muskelgruppen
  • Aktivierung der Gegenspieler, Hüftextensoren und ‑abduktoren
  • Vertikalisierung

Insbesondere bei schwerstbetroffenen Kindern sollte frühzeitig eine passive Aufrichtung im Stehen ermöglicht werden, um die Reizgebung auf die Hüftgelenke zu gewährleisten. Beim Stehen im Stehständer und beim Sitzen im Rollstuhl muss auf ausreichende Abduktion, also Abspreizung der Beine vom Körper weg, geachtet werden. So lässt sich eine Innenrotation und Adduktionsstellung der Hüfte verhindern.

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PHAO

Hüftabspreizung im Schlaf

Die PHAO bietet völlig neue Perspektiven für betroffene Patienten und deren Betreuungs­personen. Weil die nächtliche Hilfe beim Drehen hinfällig wird, verbessert sich die Schlafqualität der gesamten Familie. Patienten, die gedreht werden müssen, sind ebenfalls mobiler und nicht in einem starren System gebettet.

Kind mit Pohlig Hüftabduktionsorthese | © Pohlig GmbH